Wer will schon in Düsseldorf wohnen. Ich nicht! Also machte ich mich daran, die Immobilienanzeigen für Köln zu durchforsten. Zunächst im Internet, dann in der Kölner Rundschau. Print ist bei Immobilien eben doch immer noch das tonangebende Medium.
Aus etwa 500 Anzeigen schafften es 15 in die engere Wahl. Zehn davon strich ich wegen zu teuer.
Die erste Wohnung war ein Albtraum. Grauer Linoleum! Pantryküche. Innen liegendes Bad. Meine erste Befürchtung war, dass es so weitergehen würde.
Das war zum Glück nicht der Fall. Nummer zwei war eine noch bewohnte Studentenbude. Ein Pärchen Anfang 20 wohnte dort. Dass die sich aufgrund der räumlichen Enge noch nicht getrennt hatten, wunderte mich. 700 Euro war mir dafür aber echt ein bisschen viel.
Dann ging es weiter. 68 Quadratmeter für 600 Euro. Schnäppchen! Die Wohnung ging sogar über zwei Etagen und war sehr großzügig geschnitten. Was mich hier störte waren die weißen Fliesen mit den schwarzen Fugen in ALLEN Räumen. Immerhin hatte der Vormieter im Schlafzimmer Laminat drüber gelegt. Gleiches schwebte mir für Wohnzimmer und Flur vor.
Ein letzter Versuch für den ersten Tag auf Wohnungssuche. Dachgeschoss. Frisch renoviert. Neuer Laminat überall. Eine riesige Wohnküche und ein riesiges Bad. Gekauft!
Mietvertrag wurde zeitnah unterschrieben. Morgen ist Schlüsselübergabe.
Wann ich dazu komme, die frischgestrichene Rauhfaser mit warmen, anheimelnden Farben überzupinseln, weiß ich noch nicht.
Ach ja. Was mir fehlt, ist eine Küche. Wer also gut und günstig Herd, Kühlschrank, Waschmaschine, EBK oder alles zusammen abzugeben hat oder weiß, wo ich so etwas herbekomme, der darf sich gern bei mir melden!
...please release me and let me making mad love to my girl on the heath.
Oder so ähnlich. Viertel vor fünf. Seit drei habe ich mich im Bett hin und her gewälzt und finde keinen Schlaf mehr. Dabei war ich so früh im Bett nicht. Bettschwere hatte ich auch. Schlimm das.
Vielleicht denke ich zu viel nach. Viel ist im Umbruch derzeit. Heute habe ich das erste Mal in meinem Leben meine Unterschrift unter einen Mietvertrag gesetzt. Ich werde meine erste eigene Wohnung beziehen. So richtig und nicht mehr nur so halb.
Wie es dazu kam und warum, dazu später mehr. Zu weniger nachtschlafender Zeit.
Nachdem ich es mir offiziell hatte bescheinigen lassen, dass zwischen mir und dem grauen Star nur noch ein winziger Schritt liegt, so habe ich mich heute (weil die Bahn heute noch nicht wollte, fiel der Tag im Büro gleich mal ins Wasser) gleich mal aufgemacht, um mir eine neue Sehhilfe verpassen zu lassen.
Tausend Brillen aufprobiert, 997 Mal scheiße gefühlt.
Hängen geblieben bin ich bei zwei Modellen, die die Zwillinge meines jetziges hätten sein können. Ja, Hornbrille im Retrostyle mit Sekretärinnencharme steht mir eben. Und es gefällt.
Entschieden habe ich mich dann aber trotzdem für eine randlose Brille. Veränderung tut ja auch mal gut. Dass das bei den von mir benötigten lupenähnlichen Gläsern auch möglich ist, ließ ich mir vorher jedoch bestätigen.
Dünn sollen sie natürlich sein. Sieht ja sonst scheiße aus. "Was können Sie mir den anbieten?"
"Das Premiumglas von Rodenstock liegt bei 599 Euro pro Paar." Schluck.
"Ja gut. Also, ich meine, 90 Prozent der Zeit trage ich ohnehin Linsen. Gibt's da vielleicht noch was...Günstigeres?"
"Das nächstgünstigere Paar wäre dann 549." Suuper!
"Ja...also die Brille sieht ja eh nur den Weg zwischen Bad und Schlafzimmer."
"Wir hätten dann noch unsere Gläser zum Aktionspreis von 249 Euro."
"Alles klar. Nehm ich." Bitte, warum nicht gleich so!
blieb nicht verschont von den Launen der Natur am gestrigen Abend.
Um Euch nicht zu langweilen, nur die kurze Version.
Mein erster Tag in Düsseldorf und dann so ein Wetter. Um sechs das Büro verlassen. Zur U-Bahn gegangen. Keine U-Bahn kam. Zum China Heiner gegangen, um Nummer der Taxizentrale zu erfragen. Ständig besetzt. Aus dem Fenster die U-Bahn anfahren gesehen. Rekordverdächtigen Sprint mit Samsonite Trolley an der Hand hingelegt. Für das Ticket das letzte Indianergeld in den Automaten gesteckt. Um dann zu hören, dass die nächste Station Endstation sei, weil die Oberkasseler Brücke gesperrt sei. In den Bus umgestiegen. Übervoll. Stand direkt an der Tür und musste aufpassen, nicht eingequetscht zu werden. Nach gefühlten 60 Minuten dann am Hauptbahnhof gewesen. Um dort zu hören, dass gerade sämtlicher Bahnverkehr eingestellt wurde. Direkt zu Sixt. Um zu erfahren, dass keine Autos verfügbar seien. Nein, auch nicht mit Platinum Card. Zum Taxistand. Wat kost ne Fahrt nach Köln? Seschzisch Eu. Alles klar. Machen wir. Ab auf die Autobahn. Ups, ab Neuss-Norf Vollsperrung. Also abgefahren und die nächste Auffahrt Dormagen genommen. Freie Fahrt für freie Bürger! Yeah! Zehn nach acht zu Hause gewesen. Jetzt hab ich mir nen Adria-Spieß verdient.
Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich für eine Woche eine Seminar in Hannover besuchte. Damals studierte ich noch nicht dort, sondern kam für die paar Tage bei einem Freund unter.
Den Weg zum Schulungszentrum legte ich mit der Straßenbahn zurück. Ich sah nicht ein, die seinerzeit fälligen 7 Mark 70 (oder so) für eine Wochenkarte von meinem kläglichen Ausbildungsentgelt abzuzwacken. "Die kontrollieren eh nie!", sagte ich mir.
Dass ich mit dieser Annahme meiner eigenen Naivität auf den Leim gegangen war, merkte ich schon am zweiten Tag als ich nur durch Zufall bemerkte, wie zwei Kontrollettis einen Schwarzfahrer, ich glaube, der war Russlanddeutscher, am Wickel hatten und dieser um keine Ausrede verlegen war, um den seinerzeit fälligen 40 Mark Strafe zu entgehen. Der guckte noch drei Mal in jede noch so kleine Tasche seines Seidenblousons, aber das alles nützte nichts. Unfreiwillig wurde Sergej Pjotr Wieauchimmerwitsch aber mein Komplize, indem er es mir ermöglichte, möglichst unauffällig, weil ohne Fahrschein, der Bahn zu entsteigen. Noch mal Glück gehabt! Pech aber hatte ich, weil ich noch circa sieben Haltestellen hätte passieren müssen. Weil ich mich nicht traute, an diesem Tag noch einmal die Bahn zu besteigen, ging ich die restlichen 10 paar Kilometer zu Fuß nach Hause.
Obwohl ich nicht dachte, dass an zwei aufeinanderfolgenden Tagen die Kontrolleure ihr Unwesen treiben würden, war ich auf der Hut. Jeder, der die Bahn betrat, wurde von mir genauestens unter die Lupe genommen und auf mögliche Anzeichen für einen Job als Kontrolletti gescannt. Dass meine Annahmen und die Realität aber sehr stark auseinanderklaffen, merkte ich, als eine lustige Kombo, bestehend aus Hartz IV-Empfängern (gab es damals noch nicht, ich weiß), Zuhältern und Asylanten (mein erster Gedanke: "DAS sind sicher keine Kontrolleure!") ausschwärmte nachdem die Türen sich geschlossen hatten und ihr fröhliches "Die Fahrscheine, bitte" flöteten.
Ich versuchte den gleichen Trick wie am Vortag. Der scheiterte aber kläglich, weil wir erstens noch viel zu weit von der nächsten Haltestelle weg waren und weil ich zweitens die einzige war, die keinen Fahrschein hatte. Ohne langes Drumherumreden gab ich zu, keinen Fahrschein zu haben. So stiegen die finsteren Jungs mit mir aus und erleichterten mich um 40 Mark. Zum Glück waren sie so nett, mich für den Preis noch weiterfahren zu lassen.
Nun war ich also gewarnt. Weiteres Risiko wollte ich nicht eingehen. Ab sofort kaufte ich mir einen Fahrschein. Und tatsächlich! Am nächsten Tag penetrierten (nicht dasPenetrieren) die Kontrollettis die GVH-Gäste schon wieder! Es waren sogar die selben Herren. Der blonde Übergewichtige zwinkerte mir noch zu. Bäh!
Was lernen wir daraus? Was lernte ich daraus? Ich fuhr nie wieder schwarz. Nicht einmal, wenn ich eine Station fuhr. Ein Experte in Sachen Kontrollettis erkennen bin ich trotzdem nicht geworden. Auch heute bemerke ich die erst, wenn sie mich antippen, um meinen Fahrschein sehen zu wollen. Ein Schauer geht mir noch immer durch Mark und Bein, wenn ich diesen Satz "Zugestiegene die Fahrscheine bitte." (auch kein korrektes Deutsch, oder?) höre. Weil ich immer Angst habe, mit meinem Fahrschein könnte irgendwas nicht stimmen.
Nein, von mir ist nicht die Rede, sondern von der wunderbaren Charlotte Gainsbourg.
Als große Verehrerin ihres Vaters Serge habe ich mal in ihr Album 5:55 reingehört. Mein erster Eindruck ist sehr gut! Lässt sich wunderbar an.