Mittwoch, 1. November 2006

Infantile, asoziale, destruktive Drecksscheißdemonstranten

Werdet erst mal erwachsen und berufstätig bevor Ihr Euch das nächste Mal an die Gleise vor dem Frankfurter Hauptbahnhof kettet.
Außer Millionen Tausende Pendler zu nerven, die einfach nur nach Hause wollen, erreicht Ihr damit sowieso nichts. Ich würde mich an Eurer Stelle jedenfalls keinem der Leidtragenden, die stundenlang im zugigen Bahnhof warten mussten, zu erkennen geben. Könnte weh tun.

Eheähnlich

Ich hatte mich von ihm getrennt, weil es mir zu eng wurde. Zu enge Wohnung, zu enge Beziehung, zu enges Verhältnis.
Von Anfang an ging bei uns alles viel zu schnell. Man lernt sich kennen, wird ein Paar, zieht zusammen, wenn alles gut geht. Nicht so bei uns. Ich zog bei ihm ein, weil seine damalige Freundin für ein halbes Jahr ins Ausland ging und ich dringend eine Bleibe brauchte. Keine zehn Tage dauerte es. Dann war nicht mehr sie seine Freundin, sondern ich.
Wir unternahmen alles miteinander, wirklich alles. Nirgendwo ging ich mehr allein hin, nicht einmal zum einkaufen. Abends lagen wir eng umschlungen vor dem Fernseher und schmiedeten Zukunftspläne. Wenn eine Freundin anrief und mich fragte, ob wir etwas unternehmen wollten, winkte ich jedes Mal ab. Ich wollte lieber zu Hause bleiben, bei ihm. Zeit mit ihm verbringen. Genauso schnell wie wir ein Paar geworden waren, lernten wir unsere Eltern kennen. Eine Schonphase gab es in dem Sinne nicht. Es kam unverzüglich zur Integration in die Familien. Gemeinsames Mittagessen, gemeinsam Kaffee trinken, gemeinsam unterm Weihnachtsbaum sitzen.
Ich war glücklich. Mir sagte dieses beschauliche, konservative, geradezu spießige Leben zu. Ich hätte ihn vom Fleck weg geheiratet und den Rest meines Lebens mit ihm verbracht. Das war damals mein großer Traum.
Ich kann nicht mehr genau sagen, wie es dann zu der Wende kam. Ich glaube, es lag daran, dass ich mit Freunden zu einem Konzert ging, für das wir schon vor ewig langer Zeit die Karten bestellt hatten. Ich freute mich auf dieses Konzert, auch wenn es bedeutete, dass ich einen Abend lang von meinem Schatz getrennt sein würde. Der Abend wurde ein voller Erfolg und mir war, als hätte man etwas in mir geweckt, das lange Zeit geschlafen hatte. Ich begann, die Situation in Frage zu stellen. Nicht meine Liebe zu ihm, die war unumstößlich. Es ging um mich und darum, was ich war und was ich wollte. Das war schwierig zu beantworten, denn mich gab es im Grunde nicht mehr.
Es gab nur noch uns. Uns. Uns. Uns. Meine Freunde hatte ich sträflich vernachlässigt, Hobbys hatte ich aufgegeben. Für mich gab es nur noch einen Lebensinhalt. Ihn. Ich begriff, dass es so nicht weitergehen konnte. Sollte so der Rest meines Lebens verlaufen? Nie mehr um die Häuser ziehen? Keine Partys mit Freunden mehr? Nichts mehr, was ich allein tun konnte? Ich wusste, dass ein radikaler Schritt notwendig war, damit ich wieder zu mir selbst zurück finden konnte. Damit ich wieder die Frau war, die ich sein wollte und die meine Freunde, meine Familie mögen. Die Madame, die auf keiner Party fehlen darf, die immer für einen Lacher gut ist, die Hund und Hänger kennt und die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt.
Es hat funktioniert. Angst habe ich nach wie vor. Vor meiner eigenen Bedingungslosigkeit.

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