Sonntag, 2. Juli 2006

11 Jahre

Anfang der Woche traf ich durch Zufall eine alte Bekannte wieder. Wir hatten gemeinsam die Schulbank von der ersten bis zur dreizehnten Klasse gedrückt. Unsere Freundschaft war von Höhen und Tiefen geprägt und war zum Ende hin doch eher abgeflacht. Nach nun genau fünf Jahren trafen wir uns also wieder. Die Zeit hatte unserem Verhältnis sehr gut getan. Alte Wunder sind inzwischen verheilt, alte Vertrautheit war sofort wieder hergestellt.
So beschlossen wir, am Samstag Abend wie in guten alten Zeiten um die Häuser zu ziehen. Wir landeten dann in einem Laden mit lauter Wayne Rooneys und Frank Lampards für Arme. Meine Freundin, (wie mir scheint) verzweifelter Single, sondierte sogleich das Terrain, um den Glücklichen zu finden, der sich ihrer Annäherungsversuche sicher sein konnte. Dieser war schnell gefunden und so begannen wir, die beste Taktik auszuklügeln, um denjenigen welchen von seinem Glück den Qualitäten meiner Freundin zu überzeugen. Während sie ihre Augen nicht von dem Fremden lassen konnte, erblickte ich in der Menge jemanden, der mir sehr bekannt vorkam und den ich sehr gut kannte.
Schlaflose Nächte, das ewige Hoffen auf einen Blick, eine Geste, ein Wort von ihm hatte eine sehr lange Zeit mein Dasein bestimmt. Damals war er der Held meiner Jugend und ich hätte alles gegeben für einen Funken Aufmerksamkeit. Nun stand er also nicht fern von mir und ich war erstaunt, wie wenig er sich verändert hatte. Noch in Gedanken bei der Frage, ob ich ihn ansprechen sollte oder nicht, wurde ich auf magische Weise wie von einer unsichtbaren Kraft auf die Tanzfläche gezogen, um dem Ausdruckstanz zu den Klängen einer schottischen Band deutschen Namens freien Lauf zu lassen. Keine zwei Minuten dauerte es bis der Traum von damals den Kontakt aufnahm.
Ist es nicht merkwürdig, dass man manchmal 11 Jahre warten muss bis genau das eintritt, was man sich so sehnlich wünscht? Bis auf vielleicht einen kleinen Unterschied: damals hatten wir noch keine Handys und hätten statt dessen die Festnetznummern ausgetauscht und uns mit der Angst quälen müssen, einen Erziehungsberechtigten statt des gewünschten Gesprächspartners an den Apparat zu bekommen.
PS: Meine Freundin hatte leider nicht so viel Glück. Der Auserwählte hat eine Freundin in Polen und ist eine treue Seele.

Donnerstag, 29. Juni 2006

Jenny was a friend of mine -2-

Flowers brüllt ihm ins Gesicht. Dabei haftet sein Blick auf dem des Polizisten. Hätte man ihm nicht die Handschellen angelegt, hätte er diese schon längst anderweitig eingesetzt. Er beteuert, sie nicht getötet zu haben. Warum auch? Sie war seine Freundin. Es gibt kein Motiv.
Ist das so? Gibt es kein Motiv?
-Szenenwechsel-
Man sieht einen Mann und eine Frau. Es dämmert. Der Tag zählt nur noch wenige Stunden. Beide gehen nebeneinander auf einem Steg. Der Mann versucht, seinen Arm um die Frau zu legen. Sie entwindet sich seinem Griff. Unruhe ist in ihren Augen zu lesen. Sie will etwas sagen, aber findet nicht die richtigen Worte. Sie bleiben stehen. Die Frau stützt sich mit den Armen auf einem Geländer ab. Sie starrt auf ihre Hände, die ineinander verschlungen sind. Ihre Finger scheinen sich aus einem nicht vorhandenen Knoten lösen zu wollen.
Der Mann stellt sich neben sie. Er weiß nicht, was vor sich geht. Er liebt sie. Er versucht, sie nicht zu bedrängen. Und doch will er wissen, was ihr Verhalten zu bedeuten hat.
Sie könne so nicht weiterleben, sagt sie. Ihre Beziehung sei so, wie sie jetzt ist, nicht mehr tragbar. Sie will sich von ihm trennen.
Ihn ihm steigt eine kalte Wut auf. Äußerlich hat er sich im Griff, aber in ihm kocht es. Er berührt sie an der Schulter. Ganz sacht. Aber in seinen Augen lodert ein Feuer, das Unheil verkündet.
tbc

ähem...

Ich sehe gerade, dass Britney Spears in meinen Weekly Top Artists (s. links) auftaucht. Uiuiui, wie konnte das passieren?! Bei genauerem Hinsehen wird man feststellen, dass ich einen einzigen Titel (vielleicht war es auch nur ein halber) von ihr wiedergegeben habe und sie auf diese Weise bereits in die Top Ten gerutscht ist.
Das muss daran liegen, dass ich in den letzten Tagen und Wochen bevorzugt über den iPod und nicht über iTunes höre. Soviel sei zu meiner Verteidigung vorgebracht.

Maximo Park

...leider ohne mich :-(
Genau diese Herren von der Insel sind nämlich heute, am zweiten von vielen spielfreien Tagen, die noch folgen werden, im JZE in Essen.
An dieser Stelle einen ganz lieben Gruß an Herrn Schmidt, der trotzdem eine nette Begleitung gefunden hat :-)

Mittwoch, 28. Juni 2006

Frankfurter Schule

Nichts Böses ahnend saß ich im Zug auf dem Weg nach Hause. Es war Feierabendverkehr und so stellte ich meine Tasche nicht auf den Sitz neben meinen, sondern ließ diesen für andere Fahrgäste frei.
Ein Mann, er muss so um die sechzig, fünfundsechzig gewesen sein, setzte sich neben mich. Noch immer dachte ich mir nichts Böses. Als er mich auf das Buch, in dem ich gerade las, ansprach, zog ich mir die Stöpsel aus den Ohren, weil ich mich mit Musik in den Ohren schlecht auf ein beginnendes Gespräch konzentrieren konnte.
Es handelte sich um einen Reiseführer für Frankfurt, den ich mir heute als Einstimmung auf die neue Heimat gegönnt hatte.
"Wohnen Sie dort?" So begann das Frage-und-Antwort-Spiel. Wahrheitsgemäß erläuterte ich ihm, demnächst dort hin zu ziehen.
Er habe auch einmal dort gelebt, berichtete mir der Herr, der mich durch seine von öligen Fingern verschmierten Brillengläsern mit seinem wirren Blick musterte. Ein unangenehmer, von kaltem Zigarettenrauch stammender Geruch ging von ihm aus. Seine Zähne waren schlecht und den Härchen auf seinen Tränensäcken nach zu urteilen, hatte er sich kurz zuvor die Augenbrauen mit einer Schere gestutzt.
Nachdem er sicher gestellt hatte, dass ich "deutscher Abstammung" sei ("Sie sehen aus, als seien Sie aus Südeuropa"), legte er mir in prägnanten, kurzen Sätzen seine Lebensauffassung und seinen Plan, die Weltherrschaft, respektive die Herrschaft über Deutschland zu erlangen, dar.
"Was studieren Sie? BWL? Genau das Falsche. Das werden wir sofort abschaffen: die BWL, Rechtswissenschaften und natürlich die Theologie!"
Günter Grass sei sein Freund und in der gleichen Straße geboren wie er. Das betonte er während unseres vielleicht siebenminütigen Gesprächs (oder soll ich Monolog sagen?) mindestens drei Mal. Die beiden kennen sich aus der Frankfurter Schule.
Er und seine Partei planten derzeit eine Reform im eigentlichen Sinne des Wortes: Recht auf Bildung, von der Volksschule an. Recht auf Arbeit ("Jeder soll 1500 Euro verdienen, egal, ob er BWL studiert hat oder nicht") und so fort. Die derzeitige Verfassung sei Deutschland von den Allierten "aufoktruiert" worden und mit Demokratie habe die Situation in Deutschland nichts zu tun. Deshalb solle ich mein Kreuz bei der nächsten Wahl auch an der (seiner Meinung nach) richtigen Stelle machen: Die Linkspartei.
Auf Wiedersehen. Ihnen auch eine gute Reise.

Allez Les Bleus ou quoi?

Ist es jetzt erschreckend oder wunderbar, morgens um viertel nach sieben Spanier beziehungsweise Fans der Fussballnationalmannschaft dieses Landes, die sich als solche zu erkennen geben, schlafend am Bahnhof oder hinter sich in der Schlange beim Kaffee kaufen (dabei die anderen Anstehenden mit Alkoholdunst einlullend) anzutreffen?
Die Situation erscheint doch sehr irreal, besonders angesichts der Tatsache, dass einem selbst das gestrige Spiel schon wieder so weit weg erscheint, bestärkt durch einen Albtraum, Portugal sei gegen Frankreich aus dem Turnier geschieden!
An dieser Stelle Glückwunsch an die Franzosen im Allgemeinen und Frank Ribery im Speziellen, der endlich sein erstes Länderspieltor bejubeln durfte. Bis dato erinnerte seine Chancenauswertung eher an die der Ghanaer im Spiel gegen Brasilien.

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