Montag, 23. Juli 2007

Ich wohn jetzt in Springfield

savagesimpson_Moes


Hol Dir auch einen!

Walle Walle manche Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe

Auszüge aus ein paar eMails am Freitag:

“There has been a bit of a disaster today at the HQ today, a river ran down the hill behind the contractors car park and filled up the campus. Most of the buildings are several inches deep on their ground floors. The contractor car park was ‘thigh deep’.”

“Due to the increasing number of road and rail disruptions please feel free to start your journey home now.”


Unglücklicherweise las ich diese eMails erst, nachdem ich das Büro verlassen hatte.
Tags zuvor hatte ich meinen Flug auf von 19:35 auf 15:05 umgebucht, damit ich früher ins Wochenende starten konnte. Um viertel vor eins stand ich dann vor dem Büro und wartete auf mein Taxi. Nichts. Dafür regnete es, wie schon seit dem Abend zuvor, kleine Kinder vom Himmel. Eine Rückfrage bei der Taxizentrale ergab, dass mein Taxi noch auf der Autobahn stecke. Also schloss ich mich kurzerhand einer Kollegin an, die nach Gatwick musste.
Schon auf dem Weg zur Autobahn stand das Wasser auf den Straßen zum Teil so hoch, dass die Radkästen völlig verschwanden. Unser Taxifahrer aber nahm frohen Mutes sämtliche Pfützen mit. Er wusste schließlich, dass wir unsere Flüge bekommen wollten. Viele Fahrer sahen das anders und wendeten umständlich auf der Fahrbahn angesichts des schon knietiefen Wassers auf den Straßen. Das führte zu Blockaden an allen Stellen. Eine geschlagene Stunde brauchten wir, um aus Newbury raus zu kommen, eine Leistung, wenn man bedenkt, dass ich die Woche zuvor binnen 45 Minuten in Heathrow war. Meine Lieblingsaktion des Fahrers war, als er einen Radweg (!) nahm, der zwei Straßen auf unterschiedlichen Höhen verbindet, um die Straße zu verlassen. Er schlängelte sich gerade zu den Weg hinauf.
Mittlerweile war es viertel nach zwei und ich bezweifelte stark, Heathrow binnen 20 Minuten zu erreichen. Dann nämlich verstrich der Zeitpunkt, bis zu dem ich mein Gepäck aufgeben durfte. Also buchte ich kurzerhand auf halb acht um (das zweite Mal 50 Piepen geblecht, yeah) und versuchte, den Rest der Fahrt zu genießen. Erst einmal rief ich alle Leute an, die mir in den Sinn kamen, um von dieser absurden Situation zu berichten und zum anderen las ich endlich meinen 1200-Seiten Wälzer zu Ende. Großherzig wie ich bin, bot ich an, zunächst Gatwick anzufahren, damit wenigstens Kollegin Spanien noch ihren Flug bekam. Ein fataler Fehler, wie ich später feststellte. Aber zu dem Zeitpunkt waren es noch mehr als fünf Stunden bis zum Abflug und ich sagte mir: lieber Auto fahren als in der Wartehalle hocken. Dass wir zu dem Zeitpunkt nur wenige Kilometer von Heathrow und noch über 40 von Gatwick entfernt waren, wusste ich einfach nicht.
Also auf nach Gatwick. Dazu brauchten wir etwa 2 Stunden. Kollegin Spanien bekam ihren Flug trotzdem nicht. Da sie Low Cost Carrier gebucht hatte, konnte sie nicht mal umbuchen. Selbst Schuld. Arme Sau.
Nun hatten wir noch drei Stunden. (Die Episode, wie ich in Gatwick ins Terminal rannte, um festzustellen, wie schnell ich per Zug nach Heathrow kam und wie ich wieder aus dem Terminal rauskam und das Taxi mit Koffer, Laptop, Handy, Geld, iPod und eigentlich meiner ganzen Existenz nicht mehr da war, spare ich mir jetzt) Der Fahrer versicherte mir, dass er es in einer Stunde oder anderthalb schaffen würde bis Heathrow. Das wäre nicht weit (nein, nur 35 Meilen ungefähr, Du Spast). Die ersten 12 Meilen gingen gut, dann: Stau. Nichts bewegte sich. Überhaupt nichts. 20 Minuten lang. Ich begann, mich selbst zu verfluchen, den Taxifahrer zu beschimpfen und mich seelisch auf ein Wochenende in London einzustellen. Meinen Rat, doch über den Standstreifen zu fahren, zog er kurz in Erwägung, musste ihn aber verwerfen, weil es gar keinen Standstreifen gab!
Eine SPIEGEL-Ausgabe, einer handschriftlichen Version dieses Beitrags (die ich verwarf) und unzählige Flüche später traf ich um 18:20 endlich in Heathrow ein. Noch 15 Minuten, um eine Bordkarte vom Schalter abzuholen und mein Gepäck abzugeben. Was ich dann im Terminal vorfand, übertraf meine kühnsten Erwartungen: Chaos! Unzählige umherirrende Menschen und ein Lufthansa-Schalter, dessen Schlange davor ungefähr 50 Menschen lang war. Und: es ging nicht wirklich voran dort. Ich erfuhr, dass am Nachmittag so ungefähr alle Flüge gecancelt worden waren und nun alle entweder einen Platz in einer anderen Maschine wollten oder zumindest einen Gutschein für ein Hotelzimmer. In der Schlange lernte ich Manuel kennen (man solidarisiert sich ja) , der gerade aus Los Angeles gekommen war und nun zum einen sein Gepäck und zum anderen eine Übernachtungsmöglichkeit suchte. Er wohnt auch in Köln und macht derzeit sein Referendariat in der Bergheimer Ecke. Er hat lange Haare und falls ihn jemand kennt, möge er mir doch bitte Bescheid geben, in der Hektik hatte ich nämlich keine Zeit mehr, ihm meine Nummer zu geben.
Die Hektik kam nämlich auf nachdem sich in der Schlange mal so gar nichts tat und ich dem Aufruf folgte, dass Fluggäste nach Köln nun einchecken könnten (das war so gegen sieben). Also ging ich direkt zum Baggage Drop Off und schilderte meine Lage. Leider hatte ich mal wieder die inkompetenteste aller Mitarbeiterinnen erwischt, die mal so gar nichts damit anfangen konnte. Nachdem sie fünf Kollegen konsultiert hatte, teilte sie mir mit, dass der Check-In für diesen Flug bereits geschlossen sei. Hallo?! Vor fünf Minuten klang das aber ganz anders! Irgendwie bekam sie es dann doch hin (sie war gar nicht so inkompetent, ich nehme alles zurück!) und ich hatte endlich endlich mein Ticket in der Hand. Anzeige: now boarding. Danke schön. Ich machte mich also auf schnellstem Wege zur Abfertigung. Ausgerechnet heute war da natürlich die Hölle los. Egal, ohne mich fliegen die nicht. Mit dem ‚Final Call’ schaffte ich es mal wieder ins Flugzeug und schaffte es dann doch noch irgendwie nach Köln. Ein Unterfangen, dass ich wenige Stunden später nicht für möglich gehalten hatte. Witzig dann die Begegnung am Gepäckband in Köln mit einem Schweden, der genau das tat, was ich auch getan hätte, hätte ich mehr Zeit gehabt: Rechner an, Dokument mit Offline Beitrag geöffnet, Strg+A, mit HotSpot verbinden, online gehen, Blogadresse aufrufen, anmelden, neuen Beitrag anlegen, Strg+V. Tja, Blogger sind eben alle gleich ähnlich.
Wenn ich jetzt noch rausfinde, ob der drei Uhr Flug nach Köln auch gecancelt wurde, dann kann ich mal versuchen, der Lufthansa 500 statt 250 Ocken abzuschwatzen. Die nämlich müssen sie zahlen, wenn man drei Stunden später als geplant am Flugziel ankommt. Guten Flug!

Begegnungen
Cologne
England
Erinnerungen
La vie fabuleuse de la Mme S.
Mein 2006
Mein 2007
und außerdem
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren