Bier in Plastikflaschen

Er setzte sich mir gegenüber, las die Frankfurter Rundschau, dunkelblaue Kombination, Pullunder, Krawatte, insgesamt sehr gepflegter Eindruck. Seine Nase leuchtete auffallend rot und riss mich zu der nicht sehr netten Vermutung, er würde hin und wieder gern einen über den Durst trinken.
Ich lag nicht wirklich falsch, keine fünf Minuten später zog er aus der Innentasche seines Jacketts eine Flasche. Zunächst dachte ich, es handele sich um Apfelsaftschorle. Ich versuche immer, an das Gute und Unschuldige im Menschen zu glauben. Der Geruch aber und das Etikett belehrten mich eines besseren.
Ich war erschüttert angesichts der Tatsache, dass es nicht einmal acht Uhr am Morgen war. Wahrscheinlich erträgt er seinen Job in einem stickigen Büro in einem der unzähligen Hochhäuser Frankfurts nur zugedröhnt. Was mich an dieser Begegnung erschreckte, war die Erkenntnis, dass es nicht immer der Prototyp Obdachloser oder gescheiterte Existenz in einer sozialen Randgruppe ohne Job, Hartz IV, kaputte Familie, keine Freunde ist, der der Droge Alkohol verfällt.
Ich selbst spreche dem Alkohol nicht ab, ganz im Gegenteil. Ich weiß selbst, dass ich viel zu häufig viel zu viel trinke. Oft gebe ich damit auch noch an: 'mich trinkt so schnell niemand unter den Tisch'. Aber viel häufiger sehe ich in letzter Zeit, wozu es führen kann, wenn man sich nicht mehr unter Kontrolle hat und diese Droge das tägliche Leben diktiert. Es bedarf schon ungeheurer Selbstdisziplin, um nicht in den Strudel der Sucht zu geraten und sich dadurch das eigene Leben zu zerstören.
Verstört stieg ich anschließend aus dem Zug und genehmigte mir den ersten Peppermint Mocha der Saison.
Mainbube (Gast) - 15. Nov, 10:33

Der Trinker in uns...

Ja, die meisten trinken sicherlich ab und an mal ein Gläschen zuviel, dann kommt der Onkel Doktor bei der nächsten Routineuntersuchung und warnt uns vor den schrecklichen Folgen des Alkoholkonsums. Geläutert verlassen wir dann die Praxis mit den schlimmen Krankheiten und Bildern im Kopf und überlegen wann und wo wir das letzte Mal wieder einen zuviel gerunken haben.

Alkohl macht ja auch dick und man(n) könnte ja auch anstatt Bier, Wein oder Schmapus auch mal eine alkoholfreien Cocktail oder ein Clausiweizen trinken. Gesagt, getan...und wieder einmal festgestellt es schmeckt nicht.

Der Trinker in uns wird uns immer wieder zu den leckeren Rebsäften führen oder uns den Gerstensaft schmackhaft machen. Das ist glaube ich nicht so schlimm, aber wenn dann die Seele ins Wanke gerät, dann sind wir schnell auf der Stufe des Kollegen aus der S-Bahn angekommen.

Ich wundere mich auch immer wie viele Leute sich schon in der Bahn oder im Bus den ersten Stoff reinknallen.

madamesauvage - 15. Nov, 10:52

Da kann ich nur zustimmend nickend. Der kleine Mann in meinem Kopf (nicht der, der mir sagt, dass ich nicht nur Mehmets, sondern jeden Schwanz lutschen würde (kleiner Filmbezug am Rande, pardon)) sagt mir auch immer wieder, wie gut es doch schmeckt und wie gut ich mich dabei fühle.
Vielleicht ist das mit den betrunkenen Leuten in den öffentlichen Verkehrsmitteln auch einfach extremer als in anderen Städten, weil einfach mehr Leute Bus und Bahn fahren. Wer weiß.
SirParker - 15. Nov, 10:36

Morgens um kurz vor 08:00 Uhr

Das ist natürlich übel. Zu der Zeit könnte ich nicht mal ein Bier trinken, selbst wenn ich eins hätte. Da rebelliert der Magen noch! Außerdem geht ohne Kaffee am Morgen nichts! ;)

madamesauvage - 15. Nov, 10:53

Da hast Du recht. Mir fiel heute morgen auf, dass ich vor 10 Uhr nicht einmal ein kohlensäurehaltiges Kaltgetränk runter bekomme. Kaffee, Tee und Milch, mehr geht da nicht.
Mainbube (Gast) - 16. Nov, 07:05

Flughafenbier

Ist evtl. auch eine Frage des Alters, oder der Vernunft wann Alkohol getrunken wird. ich habe früher mit einem Freund immer ein Flughafenbier getrunken. Immer wenn wir uns zum Flieger gebracht haben wurde, egal wann, ein Flughafenbier gezischt. Neulich fiel mir das wieder ein, als ich morgens um 07.00 Uhr am Schalter in der Schlange stand und mir wurde fast sclecht bei der Vorstellung jetzt ein Bier trinken zu müssen, weil es als Ritual so vorgesehen ist. In der Lounge hatten dann aber tatsächlich zwei Damen bereits ein Glas Sekt vor sich stehen, und das um 07.45 Uhr!

madamesauvage - 16. Nov, 08:37

Wirklich ein grausiges Ritual. Obwohl... Sekt morgens am Flughafen oder an der Autobahnraststätte. Da würdest Du mich auch erwischen.
Das ärgste, das mir im Moment einfällt, war eine Fahrt nach Hamburg zum Fußball als das erste Bier um neun am Bahnsteig gezischt wurde.
Und natürlich die Abiturfeier. Feuchtfröhlich...
Mainbube (Gast) - 16. Nov, 11:06

Abifeier, dann ist es wirklich eine Altersfrage ;-) Zu dem Zeitpunkt bin ich auch noch morgens um 04.00 Uhr zu McD am Flughafen gefahren um einen Cheeseburger zu essen...heute falle ich um die Uhrzeit allerhöchstens noch über eine Flasche Wasser her und füttere den Kater (http://meiers.blogg.de/index.php?cat=Gizmo+-+Unser+vierbeiniger+Mitbewohner), damit er uns schlafen lässt.

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