Lest mehr Bücher!

Meine Gedanken waren von Hunger beherrscht, den ich am nächsten Bahnhof zu stillen gedachte. Die Lichtschranke der Tür, neben der ich saß, schien defekt zu sein. Nur etwa jeder Zehnte, der die Tür passieren wollte, kam auf die Idee, eine Hand unmittelbar vor dem Sensor oberhalb des Türrahmens zu bewegen, damit sich die automatische Tür öffnete. Die anderen neun versuchten es mit Gewalt oder resignierten und gingen zurück auf ihren Platz statt in den Speisewagen.
Das Mädchen neben mir, keine Frau, höchstens kurz davor, entging mir nicht. Alternierend zog sie ein Handy, einen iPod, eine Nintendospielkonsole und einen Palm aus ihrer hochwertigen Longchamphandtasche. Mir kam spontan dieses Buch in den Sinn, während ich ihr dabei zusah, wie sie sich mit all diesen Errungenschaften technischen Fortschritts die Zeit vertrieb und ich gleichzeitig mit Schrecken feststellte, dass es anscheinend schon zu einer partiellen Substitution von ansprechender Literatur durch den Geist nicht fordernde Verdummungsapparate gekommen ist. Traurig, wirklich traurig.

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