Samstag, 16. September 2006

Was ganz ganz Schlimmes

Es ist etwas Furchtbares passiert. Meine persönliche Apokalypse, könnte man fast sagen.
Gestern Abend, ich war gerade in eine sehr interessante, sehr anregende Diskussion mit einem sehr netten Herrn vertieft, passierte es.
In meiner Unachtsamkeit und meinem Übermut stieß ich gegen mein Weißweinglas. Der Inhalt ergoss sich unaufhaltbar über die Tastatur und machte meinem Bonsentop den Garaus. Ich habe heute in aller Herrgottsfrühe eine Werkstatt aufgesucht und wurde auf Freitag vertröstet. Ob eine Wiederherstellung möglich ist, konnte mir der nette Herr nicht versichern. Wundert Euch also nicht, wenn es in diesem Blog und in Euren Blogs in den nächsten Tagen und Wochen etwas ruhiger wird. Aber mir wird das Internet für die meiste Zeit des Tages verwehrt bleiben.

Freitag, 15. September 2006

itunes

Ich weiß nicht, wann ich es das letzte Mal gemacht habe: die zufällige Wiedergabe aktiviert.
Meinen Bedenken zum Trotz erinnert mich das Programm an Perlen in meiner Sammlung. Da kommen Erinnerungen an all time favourite movies hoch oder urplötzlich und unerwartet die inoffizielle Hymne zu diesem Blog. Schön.

Mein erstes Auto

Ich hatte nicht erwartet, zu meinem 18. Geburtstag einen fahrbaren Untersatz zu bekommen. Statt dessen hatte ich mich frühzeitig mit dem Gedanken angefreundet, weiterhin Bus und Bahn zu nutzen und an den Wochenenden meinen Freunden den unliebsamen Fahrerposten zu überlassen.
Was mich am Morgen des besagten Tages erwartete, war ein Umschlag und ein orangefarbener Matchbox-Käfer. In der Karte stand: „Für das Original hat es leider nicht gereicht.“ War auch nicht schlimm. Als meine Mutter ihre Anspannung nicht länger unterdrücken konnte, drückte sie mir voller Freude einen ganzen Bund Schlüssel in die Hand. Meine Augen wurden groß und größer und ich stürmte zur Tür, um mein Auto in Augenschein zu nehmen.
"Da ist kein Käfer. Da steht nur so ein hässlicher Audi 80."
"Aber das ist doch Dein Auto." Oh, Fettnapf!
Beim näheren Hinsehen entpuppte sich der Audi als VW Derby. Ein Modell, das ich nie zuvor gesehen hatte. Dann war er auch noch weiß! Eine Farbe, die ich von Grund auf verabscheute. Egal. Hauptsache ein Auto! Ich machte mich mit meinem Auto vertraut. Schließlich wollten wir zusammen die Welt erobern, da konnte es nicht stören, wenn wir uns gut vertrugen. Nach und nach fand ich heraus, wofür die verschiedenen Schlüssel waren und dass ich sie tatsächlich alle brauchte. Einen für den Tankdeckel, einen für den Kofferraum, einen für die Fahrertür, einen für das Zündschloss. Das einzige Schloss, das keinen eigenen Schlüssel abbekommen hatte, war das an der Beifahrertür. Die zu verschließen ging nur auf Knopfdruck. Ein weiteres Novum: der Choke! Nie gehört. Nie gesehen. Kein Wunder, mein Auto, das ich liebevoll Herbie taufte, zum einen, um mich an den Käfer zu erinnern, den ich nie bekommen hatte und zum anderen, weil der Name sich so schön auf Derby reimte, hatte schon genauso viele Jahre auf dem Buckel wie ich.
In den folgenden Monaten und Jahren sollten Herbie und ich viel Spaß miteinander haben. Besser gesagt: Herbie trieb seinen Spaß mit mir. Das fing damit an, dass die Batterie kaputt war. Ich schrieb es meiner Unnachsichtigkeit zu, die Heckscheibenheizung nicht abgestellt zu haben. Stimmte nicht. Dann brach der Choke durch. Ich nahm wieder die Schuld auf mich. War ich anscheinend zu blöd, mit Choke zu fahren. Herbie konnte nichts dafür. Weniger lustig war es, als die Leerlaufdüse verstopft war und ich nicht langsamer als 40 fahren konnte, damit der Motor nicht ausging. Das machte sich besonders gut auf Straßen, die in eine Vorfahrtstraße mündeten. Mit angezogener Handbremse zu fahren, stellte für Herbie kein Problem dar. Es macht schlicht und ergreifend keinen Unterschied. Im Winter beschied er mir Frostbeulen als die Scheiben begannen, von innen einzufrieren, weil die Heizung ausgefallen war.
Aber wir hatten auch schöne Zeiten. In seinen Kofferraum passten problemlos vier Kisten Pils! Auf der Autobahn hängten wir so manches schnelleres Fahrzeug ab. Aber auch nur, wenn wir in einer 100-Zone fuhren und kein anderer den Mumm hatte, schneller als 120 zu fahren. Herbie war ein absoluter Blickfang und immer guter Gesprächaufhänger, hatte ich doch zwischenzeitlich alle seine Roststellen mit schwarzer Folie überklebt und weitere Flecken angebracht, so dass er wie eine Kuh anmutete. Böse Zungen behaupten, er hätte ausgesehen wie ein Dalmatiner. Stimmt nicht!
Endgültig trennten sich unsere Wege als die Feder unter dem Gaspedal brach. Das kam sozusagen einem Genickbruch gleich. Immer mit Vollgas durch die Straßen macht zwar Spaß, war aber spätestens an der nächsten Ampel nicht mehr lustig. So fand Herbie seinen Weg zum Autofriedhof und ich meine Erfüllung in einem Auto, das es mir ersparte, jeden Morgen zu beten, dass es ansprang.

Donnerstag, 14. September 2006

Neulich im Buchladen

"Entschuldigung."
Ich suche mir eine unauffällig, aber nett aussehende Mitarbeiterin aus. Männer, die auf unauffällige, nett aussehende Frauen ohne Arsch und ohne Titten stehen, wären bei ihr genau an der richtigen Adresse.
"Ich suche ein Buch, aber mir fällt der Name des Autors nicht mehr ein. Saša irgendwie."
"Wissen Sie denn den Titel?"
"Der ist mir auch gerade entfallen. Aber das Buch ist dieses Jahr für den deutschen Buchpreis nominiert."
"Ah! Augenblick. Hella, weißt Du, wer dieses Jahr für den deutschen Buchpreis nominiert ist?"
Hella, mittleren Alters, das Gegenteil von attraktiv, versprüht schon von weitem den Gedanken „Servicewüste Deutschland“.
Kläfft: "Das sind doch eine ganze Reihe."
Ich klugscheiße: "Es ist unter den letzten sechs Nominierten."
Hella zuckt mit den Schultern und zieht ab. Die junge Unauffällige hat eine gute Idee.
"Wir können das aber gern im Internet nachschauen."
"Super! Ich weiß auch, wo es steht. Geben Sie mal ein: Bandini, Punkt, twoday, Punkt, net."
Sie tippt ein: www.bambini.today.net
"Nein nein", sage ich, "twoday mit 'w' bitte. Das ist eine abgewandelte Schreibweise."
"Echt?" Erstaunen in ihrer Stimme. "Aber keine offizielle, oder?"
Das habe ich jetzt nicht gehört!
"Bambini war aber richtig?"
"Nein, Bandini. B-A-N-D-I-N-I."
Mit ihrem Zweifingersuchsystem und einer Tippgeschwindigkeit, die das Blut in mir hochkochen lässt und mich stark an mich halten lässt, um ihr die Tastatur nicht aus den Händen zu reißen, wagt sie einen zweiten Versuch.
'The requested URL could not be retrieved.'
"Das geht nicht."
"Lassen Sie das ‚www’ mal weg, dann geht das schon."
Wieder die bekannten Tippfehler. Dieses Mal heißt es 'towday'. Alles nicht so einfach.
"Lassen Sie mich mal." Meine Beherrschung ist dahin. Ich dränge sie zur Seite und bezwinge den Computer. Das wäre ja noch schöner, wollte sich die Technik zwischen mich und den Lesegenuss stellen.
"Ah, da ist es. Saša Stanišić: 'Wie der Soldat das Grammofon repariert.'."
Still lacht sie in sich hinein.
"Komisch sieht das aus. Grammofon mit f."
Ja, denke ich. Genauso komisch wie towday mit w.

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