Dienstag, 15. August 2006

Neue Erkenntnisse

Ein Gespräch beim Frühstück ergibt, dass meine These bezüglich der Südamerikaner gar nicht so verkehrt war. Es handelt sich tatsächlich um eine Band. Sie kommen aus Argentinien und machen so seine Art Latinopop. Für den Abend laden sie mich ein, mit ihnen in einen Club zu kommen. Warum nicht? Es sind samt und sonders nette Kerle.
Gegen neun finden wir uns auf der Terrasse beisammen und sitzen gemütlich über Pizza, Wasser und Cola. Nach und nach verschwinden die meisten in ihre Zimmer und, so scheint es, wollen gar nicht wiederkommen. Nach weit mehr als einer Stunde tauchen sie dann wieder auf. So verändert, dass ich einige auf den ersten Blick gar nicht wiedererkenne: die überlangen, schwarzen Haare fallen in üppigen Locken bis fast auf die Hüften, die T-Shirts und kurzen Hosen haben sie gegen schwarze Anzüge und die Turnschuhe gegen Leder eingetauscht. Ich bin etwas skeptisch bei der Vorstellung, dass sie in diesem Aufzug mit mir um die Häuser ziehen wollen. Das scheint mir doch ein bisschen übertrieben.
Unser Weg führt uns in eine Salsa-Bar. Wie selbstverständlich gehen wir an der Schlange vor dem Eingang vorbei. Unschwer ist zu erkennen, dass die Italiener hier eindeutig in der Minderheit sind. Das Publikum wird dominiert von Latinos. Wie äußert sich das? Ich überrage die meisten um einen ganzen Kopf und außer mir gibt es keine Frau, die Turnschuhe und kein Make-Up trägt. Erst als ich meinen Begleitern in ein Separée im ersten Stock folge, wird mir klar, dass die Jungs hier heute Abend einen Auftritt hinlegen. Ah! Deshalb auch die Anzüge.
Ich mische mich unter das Publikum und lasse mich von der Stimmung mitreißen. Außer mir kennt hier anscheinend jeder die Band. Frauen kreischen, Männer jubeln und ganz hartnäckige Fans versuchen, sich am Bodyguard vorbei in den Backstagebereich zu drängeln. Mir erscheint die ganze Szene mehr als irreal, kannte ich die Argentinier bisher nur in mehr als lässiger Freizeitklamotte vom Frühstücksbuffet. Nach dem Auftritt werden die Jungs von einer ganzen Horde wild gewordener Mädchen vereinnahmt, die sie mit Autogramm- und Fotowünschen bestürmen. Ich schaue mir das Spektakel aus einiger Distanz an und entscheide, dass es eine gute Entscheidung war, nicht den Weg ins Musikgeschäft eingeschlagen zu haben.

Montag, 14. August 2006

Wie ein Tag endet in Bergamo

Der Tag neigt sich dem Ende und wie könnte er schöner enden als so? Ich sitze auf der wunderschönen Dachterrasse des Hostel auf einem dieser bequemen Stühle, die statt einer normalen Sitzfläche gespannte Plastikschnüre haben, von denen man hässliche Abdrücke bekommt. Um mich herum blühen wunderbar rosarote Geranien. Die Waschbetonplatten sind zum Teil mit Kunstrasen abgedeckt. Zwei Zeltdächer bieten Schutz vor eventuell aufkommendem Regen und ich habe einen tollen Blick auf die Città alta.
Ich gönne mir die verdiente Ruhe. Ruhe? Nicht ganz, ein Teil der peruanischen Volkstanzgruppe veranstaltet hier oben gerade eine kleine Jamsession, deren Ergebnis sich irgendwo zwischen Aventura und Adamo bewegt. Richtig: Gejaule!

Weisheit des Tages

Erst wenn Du etwas verloren hast, weißt Du, wie wichtig es Dir war.

Freitag, 11. August 2006

First impressions on Italy

Als der Strom sich duschen Wollender abebbt, ergreife ich die Chance und nehme das Bad in Beschlag. Mein erster Blick richtet sich durch das Fenster nach draußen. Den ersten Schreck des Tages gibt es gratis: es regnet kleine Kinder. Guter Hoffnung auf besseres Wetter kleide ich mich trotzdem sommerlich luftig.
Das Frühstück ist typisch italienisch: karg. Der Kaffee schmeckt scheußlich. Ich setze mich zu einem jungen Mann. Aus Mangel an freien Plätzen, nicht, weil ich Absichten hege. Er fragt mich, ob das Wetter heute den ganzen Tag so bleibt. Toller Spruch, sehe ich aus wie eine Meteorologin? Er ist Holländer. Nicht weiter aufregend. Mit dem Frühstück endet auch unser Small Talk.
Solange das Wetter so schlecht ist, dass man keinen Hund vor die Tür schicken mag, bleibe ich in der Lobby und hänge meinen Gedanken nach.
Neben den allgegenwärtigen Rucksacktouristen mit ihren Survivallatschen und ihren Jack Wolfskin Monstertaschen auf dem Rücken, von denen es hier irgendwo ein Nest geben muss, wird das Publikum im Ostello vor allen Dingen durch eine Volksgruppe dominiert. Ich mutmaße, dass derzeit ein Selbstfindungscamp für peruanische Folkloretänzer aus deutschen Fussgängerzonen statt findet. Anders kann ich mir die starke Häufung südamerikanisch anmaßender Männer nicht vorstellen. Wenigstens haben sie noch nicht ihre Panflöten und Klanghölzer ausgepackt.

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