Sonntag, 21. Mai 2006

Wie schaffen die das?

Warum verkauft sich ein Produkt so gut, dass fast jeder Mensch auf dieser Welt es hat, obwohl dieses Produkt einen den letzten Nerv kostet?
Wenn man nur den minimalen Anspruch an das Format eines Textdokumentes hat, warum nur ärgert man (ich!!!) sich mit diesem Schrott von Word aus dem Hause Microsoft rum? Entweder ist man komplett irre oder genauso betrunken wie die Leute, die da mal die Formatvorlagen programmiert haben. Ich schieb es jetzt einfach mal aufs Letztere.

Ein Tag in der Dunkelheit

Es gibt Tage, an denen man sich fragt, was das ganze Theater überhaupt soll. An diesen Tagen fragt man sich, warum man sich jeden Morgen aufs Neue der Welt aussetzt. An diesen Tagen beschleicht einen das Gefühl, nichts wolle so funktionieren, wie man es sich vorstellt. Man fällt in ein tiefes Loch und weiß nicht, ob sich je ein Ast über die kleine Öffnung wölben wird, an dem man sich festhalten kann und sich selbst aus der Dunkelheit befreien kann.
Erst letzte Woche war so ein Tag. Ich kehrte nach einem Wochenende in meiner Lieblingsstadt zurück und hatte urplötzlich das Gefühl, nichts sei so wie zuvor. Ich fühlte mich wie gefesselt, so, als schnüre mir meine gewohnte Umgebung die Luft zum Atmen ab. Nichts vermochte meine trübe Miene zu erheitern. An nichts fand ich mehr Freude. Nicht am Lesen, nicht an Musik, nicht einmal an der Kommunikation mit meinen Mitmenschen. Ich wollte nur noch raus. Raus aus dem Alltag, fort. Irgendwo hin, wo mich niemand kennt und wo ich allein sein kann mit mir und meinem Trübsal.
Eine erneute Absage war an diesem Tag in meinem Postfach gelandet. „Sehr geehrte Frau S., nach eingehender Prüfung Ihrer Unterlagen mussten wir feststellen, dass Sie mit Ihren Qualifikationen für keine Stelle in unserem Hause geeignet sind...“ Bla bla bla. Ich kann es nicht mehr sehen. Diese Phrasendrescherei und Schönfärberei, mit der die Personalabteilungen dieser Welt versuchen, den armen Trotteln auf der Strasse zu verklickern, dass sie schlichtweg für keine Arbeit zu gebrauchen sind.
All das kam an diesem Tag zusammen. Die triste Wetterlage, die ihren Eigenschaften zufolge eher dem April als dem Mai zuzutrauen war, tat ihr Übriges. Gibt es denn nichts auf dieser Welt, für das es sich weiterzumachen lohnt?
An diesem Tag jedenfalls gab es das für mich nicht. Ich verkroch mich in meinen vier Wänden, sperrte die Welt aus und herrschte jeden, der das Wort an mich richtete, an, dass ich mich im Nachhinein sofort entschuldigte. Ich hätte dankbar sein sollen, dass es Menschen gibt, die für mich da sind. Statt dessen trat ich ihre Freundschaft mit Füßen.
War es vielleicht eine Hand, die sich statt des Astes in das Loch hinab begab, um mir heraus zu helfen? Nein. Es war das Resultat stundenlangen Nachdenkens und der Erkenntnis, dass es keinen Sinn hat, sich zu grämen statt das Leben positiv zu betrachten. Also spuckte ich kräftig in die Hände, stellte mich der Herausforderung und stemmte mich mit aller Kraft aus der Dunkelheit. Aus der Retrospektive war es nicht einmal alle Kraft, sondern seine leichte Übung.

Samstag, 20. Mai 2006

"Wer hätte das gedacht?"

Mit diesen Worten kommentierte Peter Urban gerade das für ihn anscheinend überraschende Zwischenergebnis für Finnland beim Eurovision Songcontest.
Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Für Finnland sind Lordi am Start, die eher durch ein außergewöhnliches Aussehen als durch außergewöhnliche Musik auf sich aufmerksam machen.
Schocken lassen sollte sich niemand von ihrem Auftreten, das ein bisschen an Freddie Krueger und Tanz der Vampire erinnert. Auf die Ohren gibt es dann Klänge aus der Richtung Europe, The Darkness und, bitte nicht der Blasphemie anklagen!, z.T. Queen.
Whatsoever, ich schweife ab. Wer hätte es also gedacht? Ich schon! Klingt überheblich, aber wenn man die Promotion der letzten Wochen in einschlägigen Magazinen verfolgt hat, dann verwundert dieses Ergebnis nicht.

Ein Tag reicht nicht

Er betritt das Lokal. Er ist zu spät. Wir werden einander vorgestellt. Er ist nicht unattraktiv, macht einen sympathischen Eindruck. Wir warten auf das Essen. Ich beobachte ihn ganz offen, während er erzählt. Er versteht es, seine Sätze gekonnt mit pointierten Gesten zu untermalen. Seine Finger sind feingliedrig, geradezu filigran. Prince. Kaum hat er eine ausgedrückt, hat er bereits die nächste entzündet. Das Essen kommt. Mein Teller ist fast leer, sein Essen so gut wie nicht angerührt. Ich glaube, er teilt sich gern mit. So auch beim Essen. Ich höre ihm gern zu. Seine Stimme ist angenehm, der Witz wohl dosiert. Mir war gar nicht aufgefallen, wie schmächtig er ist. Er konzentriert sich aufs Erzählen und aufs Rauchen.
Anschließend gehen wir zu ihm. Wir schauen Sportschau. Es ist rührend, wie sehr er bei jedem Spiel mitfiebert. „Für die Fans ist es am Schlimmsten“, sagt er, ohne sich Mühe zu geben, sein Mitgefühl zu unterdrücken. Der Alkohol hat ihn sentimental gemacht. Er zeigt mir ein Bild seines toten Vaters und ich sehe seine Augen glasig werden. Es fällt mir schwer, etwas Passendes zu sagen. Ich kenne ihn kaum mehr als ein paar Stunden und trotzdem fühle ich mich ihm nah. Ich halte seinem Blick stand. So, als sei nichts geschehen, steht er auf und öffnet zwei weitere Flaschen Bier. „Auf einen wunderbaren Abend!“, sagt er.

so oft

So schnell wie er erschien, war er auch wieder verschwunden. Wohl war er wieder mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren. Nur für einen Herzschlag trafen sich unsere Blicke. Ich erahnte die Rastlosigkeit mehr als dass ich sie in seinen Augen sah. Ich spüre die Unruhe, die ihn umgibt und die ihn jede Sekunde zu zersprengen droht. Eines Tages wird er sich ihr beugen. Dann wird er sich ihrer nicht länger erwehren. Er wird seinem Herzen folgen und tun, was es ihm befiehlt. Nie mehr wird er auf die Befehle hören, die andere ihm erteilen. Dann wird er fort gehen von hier. Er wird fort sein und wir werden uns nicht mehr begegnen. Es wird keine arrangierten, scheinbar zufälligen Aufeinandertreffen mehr geben. Die Sehnsucht in seinen Augen wird verlöschen und einem Ausdruck des Einklangs von Geist und Körper weichen.
Noch immer schaue ich dem Auto nach, dessen verschwommene Rücklichter längst in der Dämmerung verschwunden sind. Minuten, wenn nicht Stunden müssen verstrichen sein. Mir kommt es vor wie ein einziger Wimpernschlag. Regnet es noch immer? Ich spüre weder die Feuchtigkeit noch die Kälte, die sich einen Weg durch meine Kleidung gebahnt hat und sich wie ein Film auf meinen Körper legt.

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