Sprachprobleme

“Immer wieder samstags” hieß vor kurzem ein Beitrag. Ich hätte ihn auch „immer wieder sonnabends“ nennen können. Eine Diskussion, die der Mainbube neulich aufwarf (Sonnabend oder Samstag?), erinnerte mich daran, dass das Wort Sonnabend in meiner Kindheit durchaus geläufig war, inzwischen aber fast vollständig aus meinem aktiven Wortschatz verschwunden ist.
Mein Vater, ein Hallodri und Draufgänger vor dem Herrn, aber mit einem Herz weich wie Butter, sagte nur Sonnabend, oder besser: „Sonnamd“. Die Vokale wurden von ihm gern verschluckt. So darüber nachdenkend fielen mir jene Worte ein, mit deren Aussprache ich früher Schwierigkeiten hatte. Nicht, dass ich physisch nicht dazu in der Lage wäre, respektive eine Sprachstörung aufweisen würde. Nein, ich wusste es einfach nicht besser.
So kam mir 1990, dem Jahr, als Deutschland das erste Mal Fußballweltmeister wurde (‚Ja, wir haben ein Idol: Andy Breeeeehme!’) und ich das erste Mal PANINI Fußballbilder sammelte, ein mir unbekanntes Wort vor die Linse. Dort gab es auf Seite 1 eine Abbildung des Zeichens der FIFA. Bildunterschrift: Emblem. Von mir nur ‚Ämmblämm’ genannt. Etwa zur gleichen Zeit, vielleicht ein Jahr später, muss es gewesen sein, dass die BRAVO zu meiner wöchentlichen Lektüre und ständigen Begleitung wurde. Jaaa, manche werden sagen: bisschen jung, oder? Aber irgendwer musste ja die Aufklärungsarbeit in der Grundschule leisten. Wie sagte meine Kindergartenfreundin vor kurzem zu mir: „Madame war die erste, die in der Grundschule schon aufgeklärt war und auch uns aufklärte. Auf die Frage: ‚Madame, was bedeutet geil?’ antwortete sie ganz cool: ‚Geil ist, wenn ne Frau nackt in der Disco tanzt.’ “ Gut, das klingt aus heutiger Sicht merkwürdig, aber damals schien ich das wohl wirklich geglaubt zu haben. Aber hey! Ich war 9!
Aber zurück zu meinen sprachlichen Unzulänglichkeiten. Bei Dr. Sommer und der berüchtigten „Liebe, Sex & Zärtlichkeit“-Doppelseite tauchte immer wieder das Wort „Genitalien“ auf. Entsprechend meines Kenntnisstandes bezüglich der Aussprache hießen die Geschlechtsteile bei mir nur ‚Genizialien’. Dass hinter dem ‚t’ kein ‚i’ wie bei ‚Initialen’ zum Beispiel stand, ignorierte ich geflissentlich.
Ein Wort, dessen Rechtschreibung mir bis zum heutigen Tage Probleme bereitet, ist ‚Arzt’. Immer wieder muss ich überlegen: erst t oder erst z? Während ich das t schon gemalt geschrieben habe, ist es meist schon zu spät und die Folge ist ein sehr unästhetisch anmutendes ‚Artzt’.
Und in der nächsten Folge von ‚Madame und die Stolperfallen der Grundschulbildung’ dann das Problem, wie man 7 mit 8 multipliziert.

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