Gault millau

Als ich noch zur Schule ging, habe ich nebenher in einem Restaurant gekellnert. Gehobene Küche, gehobene Preise, recht bieder, mit Röckchen und Schürzchen. Abende und Nächte habe ich mir dort um die Ohren gehauen. 12-, 14-Stundenschichten. Aber die Kasse klingelte. Der Stundenlohn von 12 Mark war mau bis Durchschnitt, aber das Trinkgeld rollte immer fleißig.
Dreieinhalb Jahre habe ich den Job gemacht. Er hat mich sehr geprägt. Noch heute träume ich regelmäßig davon, noch dort zu arbeiten und mich von meiner Chefin scheuchen lassen zu müssen. Nicht statt meines sondern neben meinem jetzigen Job. Ich habe noch heute die Geräusche im Ohr, die dem Restaurant innewohnen: das Klirren der Gläser im Schrank, das Surren des Spirituosenkühlers, die Schwingtür zur Küche.
Wenn ich nach Hause kam, wanderten Rock, Bluse und Strumpfhose immer direkt in die Waschmaschine. Der Geruch, der sich in der Kleidung verfangen hatte, war keiner menschlichen Nase mehr zuzumuten. Essen, Rauch, der übliche Gaststättenmief.
In der letzten Woche war ich nach ewigen Zeiten mal wieder in diesem Restaurant essen. Es war wie nach Hause kommen. Meine frühere Chefin freute sich wie ein kleines Kind, mich mal wiederzusehen. Sie schloss mich in die Arme und wollte mich gar nicht mehr loslassen. Als ich in die Küche ging, stellte ich fest, dass sich nichts geändert hatte. Alles war noch genauso wie früher. Sogar der Koch war der gleiche. Nur die Umsätze, die gehen zurück. Jahr für Jahr. Schade.
Meine Hose, mein Shirt, meine Jacke wanderten direkt in die Waschmaschine.
paraflyer - 11. Dez, 16:00

Und das als aktiver Raucher? emoticon Ich nahm immer an, daß denen sowas nix ausmacht, da der Geruch ja sehr "artverwandt" ist. Bin selber in einer Kneipe großgeworden und weiß wie ekelig das manchmal sein kann, vor allem wenn man morgens diesen abgestandenen Geruch aus Nikotin, schalem Bier und vollen Aschenbechern pur in die Nase bekommt.

madamesauvage - 11. Dez, 16:49

Moooment! Damals habe ich noch nicht geraucht und heute rauche ich nicht mehr! Die zwei Fluppen letzten Samstag zählen doch gar nicht. Außerdem haben sie nicht geschmeckt :-)
paraflyer - 11. Dez, 17:15

Ahja, OK. Das erklärt die Sache. emoticon Hätte mich jetzt auch irgendwie gewundert, wenn sich ein Raucher über den Gestank des Qualms beschwert.
SirParker - 11. Dez, 17:56

Vieles ist im Wandel der Zeit anders geworden... Gaststättenluft nicht! Und die Erinnerungen die mit manchen Gerüchen einhergehen sind nicht immer die angenehmsten, auch wenn der Duft ein wahrlich teures Parfum ist...

madamesauvage - 11. Dez, 18:00

Genau deshalb bin ich gegen die Einführung des Rauchverbots in Kneipen und Gaststätten! Denn denkt man sich den kalten Rauch weg, bleibt Essensdunst, schales Bier und Schweiß übrig. Und das ist, mit Verlaub, noch unappetitlicher als das, was wir als Gaststättenluft kennen.
jtw73 (Gast) - 11. Dez, 20:54

Ich geniesse hier die Nichtraucherlokale und sie muffeln nicht nach Kueche oder Schweiss, sondern nach leckerem frischen Essen - Duft der beim Braten entsteht.

Trackback URL:
https://madamesauvage.twoday.net/stories/3052316/modTrackback


Begegnungen
Cologne
England
Erinnerungen
La vie fabuleuse de la Mme S.
Mein 2006
Mein 2007
und außerdem
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren