Da wird einem schon für einen Moment schwarz vor Augen und auch der Magen verdreht sich, so als sei man gerade fünf Mal hintereinander mit der Achterbahn gefahren, wenn man Musik hören möchte und iTunes einem anzeigt, dass der iPod komplett leer ist. Leer, ich meine, kein einziger Titel ist mehr zu sehen, keine Wiedergabeliste existiert mehr, weder eine selbsterstellte noch eine systemseitig bereits vorhandene.
Umso mehr kann man dann aufatmen, wenn man feststellt, dass die Titel wenigstens noch alle auf der Festplatte gespeichert sind, also nicht unwiderbringlich verloren sind. Nur das Reimportieren macht eine fürchterliche Arbeit, die man dann aber billigend in Kauf nimmt in Anbetracht der Tatsache, dass man die Stücke, an denen das Herz hängt und die einem so viele Stunden unbeschreiblichen Hörgenusses beschert haben, auch in Zukunft hören kann.

Es sind milde 25 Grad. Die Luft ist angenehm, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Ich habe es mir mit einer Schale Erdbeeren und verschiedenen Erfrischungsgetränken in einer ruhigen Ecke bequem gemacht. Aus der Distanz schaue ich der Collegemannschaft beim Fußballspiel zu. Einige Teenager vertreiben sich die Zeit mit Frisbee. Der South Park ist einer der schönsten Plätze hier in der Stadt.
Zwei Wochen bin ich nun in Großbritannien. Ich lasse die vergangenen Tage Revue passieren. Schon lange habe ich mich nicht mehr so wohl gefühlt. Fernab allen Alltags und aller Verpflichtungen, umgeben von lauter neuen Gesichtern, jeden Tag neue Situationen, denen ich ausgesetzt bin. Es ist eine wunderbare Zeit. Die Stadt sprudelt vor Energie, die Menschen strahlen eine Freundlichkeit aus, wie ich sie lange nicht erlebt habe. In diesem Moment könnte nichts meine Zufriedenheit trüben. Ich fühle mich rundherum wohl. Wann ist einem im Leben schon einmal so viel Glück beschert?
Es gibt so viel Neues zu entdecken und ich habe das kommende halbe Jahr dafür Zeit.

Jetzt hatte ich mich gerade an den Gedanken gewöhnt, mein Herz nicht zu verschenken, besonders nicht an einen Mann, der an eine andere Frau gebunden ist.
Gerade jetzt aber lädt genau dieser Mann sich bei mir zum Kaffee an und verursacht durch seine Anwesenheit bei mir ein totales Gefühlschaos und eine gewisse Tristesse ob der Begleitumstände.
Ich gebe die Schuld seinen Augen, die bei den heutigen Lichtverhältnissen betrachtet ein leuchtendes Aquamarin annehmen. Bei unserem nächsten Treffen soll er einfach eine Sonnenbrille tragen. Dann gerate ich auch gar nicht mehr in Versuchung...

Es hat tatsächlich geklappt! Trotz eines, wie ich fand, schlechten Tages, den ich da erwischt hatte, habe ich den Auswahltag erfolgreich durchlaufen und werde dann nun beruflich bedingt in ein paar Wochen nach Frankfurt umziehen.
Ist nun nicht gerade die Stadt, die meiner ersten Wahl entspricht, aber so, wie ich es bisher empfinde, gibt es auch dort nette Menschen, die es sich lohnt kennenzulernen.