Montag, 11. Dezember 2006

Gault millau

Als ich noch zur Schule ging, habe ich nebenher in einem Restaurant gekellnert. Gehobene Küche, gehobene Preise, recht bieder, mit Röckchen und Schürzchen. Abende und Nächte habe ich mir dort um die Ohren gehauen. 12-, 14-Stundenschichten. Aber die Kasse klingelte. Der Stundenlohn von 12 Mark war mau bis Durchschnitt, aber das Trinkgeld rollte immer fleißig.
Dreieinhalb Jahre habe ich den Job gemacht. Er hat mich sehr geprägt. Noch heute träume ich regelmäßig davon, noch dort zu arbeiten und mich von meiner Chefin scheuchen lassen zu müssen. Nicht statt meines sondern neben meinem jetzigen Job. Ich habe noch heute die Geräusche im Ohr, die dem Restaurant innewohnen: das Klirren der Gläser im Schrank, das Surren des Spirituosenkühlers, die Schwingtür zur Küche.
Wenn ich nach Hause kam, wanderten Rock, Bluse und Strumpfhose immer direkt in die Waschmaschine. Der Geruch, der sich in der Kleidung verfangen hatte, war keiner menschlichen Nase mehr zuzumuten. Essen, Rauch, der übliche Gaststättenmief.
In der letzten Woche war ich nach ewigen Zeiten mal wieder in diesem Restaurant essen. Es war wie nach Hause kommen. Meine frühere Chefin freute sich wie ein kleines Kind, mich mal wiederzusehen. Sie schloss mich in die Arme und wollte mich gar nicht mehr loslassen. Als ich in die Küche ging, stellte ich fest, dass sich nichts geändert hatte. Alles war noch genauso wie früher. Sogar der Koch war der gleiche. Nur die Umsätze, die gehen zurück. Jahr für Jahr. Schade.
Meine Hose, mein Shirt, meine Jacke wanderten direkt in die Waschmaschine.

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