Freitag, 21. März 2008

Ungewollte Reliquien

Was vor zehn Jahren seinen Anfang nahm und heute bei sehr vielen Kontakt knüpfenden Menschen schon fast gar nicht mehr wegzudenken ist, ist der rege Austausch von Kurzmitteilungen in der Kennenlernphase.
Es werden Glücksmomente erzeugt in den Sekunden und Minuten nachdem die plusminus 160 Zeichen im Speicher des Mobiltelefons angekommen sind, weil man weiß, dass das Objekt der Begierde jetzt gerade an einen denkt. Es werden peu à peu Informationen preis gegeben, die man in einem Gespräch vielleicht nicht so direkt erfragt hätte. Aus melancholischen Gründen habe ich die empfangene Hälfte dieser Kommunikation nie gelöscht. Ganz im Gegenteil habe ich sie in Momenten argen Verknalltseins immer wieder durch gelesen und mich an die Situationen zurück erinnert, in denen ich die Mitteilungen empfing.
Vor ein paar Wochen, im Bett liegend und auf einen Anruf wartend, nahm ich mir mein Handy zur Hand mit der Absicht, den SMS-Posteingang aufzuräumen und von allem zu befreien, an das ich nicht erinnert werden und von dem ich Abstand nehmen wollte, teilweise schon genommen habe.
Da kam eine Menge an SMS zum Vorschein, an dessen Existenz ich nicht mehr gedacht hatte. Enorm, mit welch hoher Frequenz mich zu Stoßzeiten SMS von vermeintlich Interessierten erreichten. Der Inhalt dieser Texte spielt keine Rolle mehr, ich habe mir nicht einmal die Mühe gemacht, diese noch einmal durchzulesen. Allein der Name der Absender im Display ließ mich wütend werden. Ich wurde wütend zum einen deshalb, weil ich daran erinnert wurde, wie diese Personen sich mir gegenüber verhalten haben und zum anderen wurde ich wütend auf mich, weil ich mich seinerzeit überhaupt auf diese Männer eingelassen habe.
Ich hatte an anderer Stelle schon einmal erwähnt, dass mir Köln bezüglich Liebschaften kein Glück gebracht hat. Trotzdem kriege ich manche Ereignisse nach wie vor nicht aus meinem Kopf.
Da war der Mann, der für mich Grund genug war, nach Köln zu ziehen. Ein psychisches Wrack. Nach außen hin der coole, selbstbewusste Sprücheklopfer, dem nichts und niemand etwas anhaben konnte. Was sich dahinter verbarg, war nichts anderes als ein emotional verkrüppeltes Würstchen. Eine Existenz, die mit ihrem Leben nicht fertig wird, die Schuld für die eigene Misere bei anderen sucht. Jemand, der den ganzen Tag redet und es dann nicht mal auf die Reihe bekommt, den Mund aufzumachen, wenn ihm was gegen den Strich geht. Der eine "Beziehung" (ich mag es gar nicht so nennen, weil es im Grunde gar keine war. Die Basis war Sex und selbst der hat irgendwann nicht mehr statt gefunden) mit der Begründung beendet (per email!!!), er habe schon an Selbstmord gedacht und wollte sich selbst in die Psychiatrie einweisen. Wie bescheuert konnte ich sein?
Dann kam der Depp, von dem ich mich von vorn bis hinten belügen ließ. Der mir das Blaue vom Himmel versprach und ich ihm in meiner Naivität an den Lippen hing. Er versprach mir all das zu geben, was ich vorher nicht bekommen hatte: Normalität, Gefühle, Geborgenheit, gute Gespräche. Dabei nutzte er mich nur aus. Wieder ging es nur um Sex. Mir aber ging es dieses Mal um mehr. Dass das nicht auf gegenseitigem Verständnis beruhte, musste er mir drei Mal zeigen, bevor ich es kapierte. Zuvor ließ ich ihn immer wieder in meine Wohnung und in mein Bett und glaubte seinen armseligen Entschuldigungen. Wie blauäugig konnte ich sein? Ich war nicht mehr 18, ich war bereits 25!
Die totale Apokalypse bezüglich männlicher Totalausfälle folgte dann auf dem Fuß. Mit der stahlharten Absicht, die Finger von Beziehungen zu lassen und endlich einmal eine Freundschaft aufzubauen, lernte ich den nächsten Versager kennen. Wir verstanden uns gut, auch wenn ich schon anfangs dachte, dass manche Dinge an ihm doch ziemlich merkwürdig sind (welcher Mann tanzt bitte GoGo und lässt sich von Männern küssen, um mal zu sehen, wie das so ist?). Aber die Verzweiflung und der Wunsch nach körperlicher Nähe trieben mich in seine Arme. Äußerlich sprach er mich überhaupt nicht an. Aber man kann sich vieles schön reden. Auch die Statur eines 16-Jährigen, der den Wachstumsschub noch vor sich hat, einen schielenden Blick, der die Augen kreuzen lässt, fettiges Haar, nach Rauch stinkender Atem, einen müffelden Schritt, einen viel zu kurz und klein geratenen Sch***z und die geistige Haltung eines anscheinend nicht ganz logisch denkenden Menschen. Eines Opportunisten, eines Schönfärbers, eines Menschen mit zu Unrecht übersteigertem Selbstbewusstsein. Auch wenn diese Episode nicht einmal drei Monate andauerte und ich die ganze Zeit über ein schlechtes Gefühl hatte (mir das aber freilich ständig ausredete), so ist sie doch nach wie vor präsent in meinen Gedanken. Immer wieder stelle ich mir die Frage: wie verzeifelt musst Du gewesen sein? Und ich kann mir keine Antwort darauf geben. Aber wenn ich diese Episode meines Lebens ungeschehen machen könnte, dann würde ich es tun. Sofort.

Karfreitag

Draußen ist es kalt, draußen ist es ungemütlich. Es herrscht Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Tür schicken möchte.
Neverseless, für wenigstens eine Person ist heute ein besonderer Tag:

Christoph! Alles Gute zum Geburtstag wünsche ich Dir!!
Bleibe mir als Leser und Konzertgefährte auch weiterhin erhalten.


:-)

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